Über Reue vom blinden Vieh zum erkennenden Seher

Reue

Erst die eigene Verletzlichkeit erweitert die Sicht soweit, dass es ein Verlangen ist, Reue zu bekennen und von deren Feuer verzehrt und geläutert zu werden. Die Energie im Kessel ändert sich dahingehend, dass ein hinderlicher, besetzter Anteil der Seele aufgebrochen und geschmolzen wird, während der Reisende den Untergang begrüßt und feiert. Es ist keine schleimige, schuldige oder kriechende Reue eines Egos, welches hofft, durch diese dramatische Show der Erniedrigung mit seinem Theater davon zu kommen, damit es unbemerkt eine nächste Runde einläuten kann; es ist vielmehr eine freudige Grundstimmung, die aus der Bloßstellung und Enttarnung desselben Ichs resultiert, welches durch Auflösung seiner illusionären und falschen Herrschaftsansprüche, und damit seiner selbst, den besetzten Seelenanteil wieder freigeben muss.

Über Reue vom blinden Vieh zum erkennenden Seher

„Alle Sünden, die ich blindes Vieh im anfanglosen Kreislauf oder hier in diesem Leben begangen oder nur veranlasst habe, alle, die ich aus Verblendung zu meinem eigenen Schaden gutgeheißen habe, diese Verbrechen bekenne ich nun von Reue gequält.“

Shantideva – Eintritt in das Leben zur Erleuchtung (8. Jhdt. n.C.), 4, 28-29

„Gott verzeiht unmittelbar“

Natural Law und echte Moral

Dafür müssen wir uns klar machen, was eine Sünde ist. In der Gesprächsreihe Natural Law arbeiten wir heraus, was richtiges und was falsches Handeln ist. Wir beschreiben darin nicht unsere persönliche Meinung oder Neigung zu diesen Gesetzen, wobei diese sich natürlich immer beim Versuch unbemerkt einschleichen und die edle Lehre trüben und verblenden können, vielmehr arbeiten wir eine grundlegende Moral des Universums heraus. Was hilfreich ist, kann nicht nur für mich hilfreich sein, es muss für alle Wesen hilfreich sein. Was gegen die aufstrebende Entwicklung des Lebens gerichtet ist, schadet nicht nur den anderen Wesen, sondern auch mir, zumindest langfristig. Das Gesetz, Natural Law, enthält Verhaltensregeln, die dem sehenden Reisenden offensichtlich erscheinen, vom „blinden Vieh“ aber gerne mal weitläufiger oder großzügig ausgelegt werden. Verblendung (eines der 3 Geistesgifte im Buddhismus, neben Hass und Gier) ist die Kraft, die uns betäuben möchte. Wir drücken ein Auge zu, deuten heilige Gesetze zu unseren Gunsten, legen uns die Dinge zurecht, so dass unser innerer Kompass auf Gut zeigt, während wir unbewusst heimlich selbst an der Kompassnadel gedreht oder vielmehr die Kompassskala manipuliert haben. Der Mensch orientiert sich immer an seinem Wertekompass, weil er Gutes tun will. Die Anbindung an eine Moral ist von der Matrix nicht ganz auszulöschen. Also, muss Wetiko kommen und Nord und Süd der Kompassskala vertauschen.

Dem Teufel dienen

Für den Schlafenden ist es also kein Problem zu sündigen, weil seine Sünde dann im Einklang mit seinem Kompass, seinem Wertesystem steht. Manch einer kann Morde begehen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben! Die Stimme des Gesetzes, Natural Law, wird über das Unbewusste kommen, den Schlafenden in seinen Träumen aufsuchen, konfrontieren und eine derartige Verblendung nicht dulden. Das „blinde Vieh“ wird die Konsequenzen tragen. Die Konsequenzen für schlichte Unbewusstheit, also nur etwas nicht zu wissen, werden nicht so drastisch sein, wie die Konsequenzen für Ignoranz, also bewusst gegen das Gesetz zu handeln und darauf beharren, dass der eigene (verdrehte) Kompass aber der wahrhafte sei. Mit Jungs Worten lautet es, absichtlich künstlich unbewusst zu bleiben, bedeutet dem „Teufel zu dienen“.

Von echter Reue

Sich zur Sünde bekennen ist ein wesentlicher Schritt auf dem Pfad. Er ist völlig frei von einer (verblendeten) christlichen Interpretation der zwanghaften Unterwerfung unter eine (falsche) weltliche oder göttliche Autorität. Er ist vielmehr motiviert aus der warmen Erkenntnis etwas falsch gemacht zu haben, weil man sich und andere damit verletzt hat. Erst die eigene Verletzlichkeit erweitert die Sicht soweit, dass es ein Verlangen ist, Reue zu bekennen und von deren Feuer verzehrt und geläutert zu werden. Die Energie im Kessel ändert sich dahingehend, dass ein hinderlicher, besetzter Anteil der Seele aufgebrochen und geschmolzen wird, während der Reisende den Untergang begrüßt und feiert. Es ist keine schleimige, schuldige oder kriechende Reue eines Egos, welches hofft, durch diese dramatische Show der Erniedrigung mit seinem Theater davon zu kommen, damit es unbemerkt eine nächste Runde einläuten kann; es ist vielmehr eine freudige Grundstimmung, die aus der Bloßstellung und Enttarnung desselben Ichs resultiert, welches durch Auflösung seiner illusionären und falschen Herrschaftsansprüche, und damit seiner selbst, den besetzten Seelenanteil wieder freigeben muss. Der Reisende kann eine richtige Reintegration feiern, eine Rückeroberung längst besetzter Ländereien seiner königlichen Seelenlandschaft und seine unnötige aber nachvollziehbare Mittäterschaft an der einstigen Fremdbesetzung sehen und erkennen. Die Reue basiert auf Freude, weil der Mechanismus enttarnt wurde und der Reisende die versteckte Botschaft endlich entschlüsseln kann. Er litt ja meisten unter der Belagerung.

Vom nahen Feind

Wir müssen hier sehr differenzieren zwischen der energetischen Signatur eines sich schämenden und bereuenden Ichs, welches sich selbst erniedrigend und kriechend, reuig dem Richter unterwirft, und heimlich hofft mit der Show, wenn auch angeschlagen und mit herunter gelassener Hose, aber immerhin entkommen kann – und einer tieferen Erkenntnis, dass genau dieses Ich nur ein feuchter Abklatsch, eine kriechende Version meiner Selbst ist, die weiterhin darauf hofft und plädiert, dass ich mich mit ihr identifiziere, ihr verzeihe, und ich sie fortan mit meiner Aufmerksamkeit bestätige und damit am Leben halte.

Der Versuch sich kriechend auf den Thron zu schleimen

Die kriechende Version meiner Selbst gelobt Besserung und benutzt alle richtigen Worte, aber sie stinkt vom Kopf her, wie ein verrottender Fisch. Sie hofft weiter, den Seelenanteil unter ihrer Kontrolle zu halten, was ihr einzig und allein dadurch gelingen kann, wenn meine Desidentifikation mit ihr nicht endgültig ist, sondern auf der Ziellinie durch genau dieses schleimige und kriechende Verhalten noch mal abgefangen und unterlaufen werden kann. So bekommt der heilige Prozess der Vergebung der Sünden, der tiefen Reue und wirklichen Besserung danach schnell diesen schmierigen Beigeschmack des dahinter kriechenden Egos, welches natürlich meint den wahren Prozess täuschend ähnlich imitieren zu können. Für wie blöd es uns doch hält, oder?

Gott verzeiht unmittelbar

Der Unterschied zum echten Prozess ist auch, dass „Gott“ unmittelbar verzeiht, wenn er merkt, dass die richtige Instanz vor ihm steht und ein tiefes Verlagen nach Reue und Vergebung offenbart, weil sie die Last der Sünde nicht mehr tragen oder weiter beleben möchte. Sie ist nicht länger bereit die schmierige Version ihrer selbst, die sie erst zur Sünde bewegt hat und nun probiert zu entkommen, weiter mit sich herumzuschleppen und als sich zu präsentieren. Gott verzeiht dem wahrhaft edlen Reisenden sofort und beharrt nicht darauf, dass sich der schämende Despot bessert und den besetzten Seelenanteil besser regiert, 10 Vater-Unser „runterleiert“ und eine Zeitlang seine Ansprüche aufgibt, bis die Show von neuem beginnt. Er verzeiht unmittelbar, weil er die darunter liegende Freude und Erlösung des wahren Adepten „riecht“ und diesen ermuntert diese energetische Signatur zum Treibstoff seines Wirkens und Parfums seines Wesen zu machen. Er verzeiht liebend gerne, wenn er vom sehenden Auge der Weisheit erkannt und um Vergebung gebeten wird.

Vom immer gleichen Trick des falschen Hirten

Der wahre Prozess verfällt nicht in toxische Scham und Schuld, die nur wieder den Egostrukturen dienen, sie reaktivieren und den wahren Spirit einfangen und einfrieren, um den Ochsen weiter im gleichen Kreis auf einem noch niedrigen energetischen Milieu zu führen. Auch hier finden wir den immer gleichen Mechanismus, das aufwachende Schäfchen doch wieder auf einer etwas weitläufigeren Weide einzufangen, indem der alte Schäfer (Ego) in neuen Kleidern (falsche Reue) dem Schäfchen seine fahle Version der eingeschränkten Freiheit in der Matrix verkauft.

Der echte Hirte riecht nicht nach Wolf und der echte König kriecht und bettelt nicht

Der echte Prozess kann kurz, zeitlos und mit tiefer Erkenntnis einhergehen, während die Abklatsch-Pseudo-Fakeversion in die Länge gezogen wird und besonders durch die energetische Signatur der toxischen Scham gekennzeichnet ist. Statt dem Duft der Freude und der Erlösung, resultierend aus der Erkenntnis und Auflösung des Falschen, belagert uns wieder der Gestank von Wetikos Köder, mit denen er hofft, die aufgeflogene Egoidentität wiederzubeleben. Wetiko hofft, dass wir uns wieder mit dem Sünder identifizieren, indem wir auf seine Einladung in die Denk- und Fühlschleifen folgen und unbemerkt wieder den alten Pfad des angebundenen Ochsens im Kreis folgen. Es bietet sich an, beharrt auf das gute Team in der Vergangenheit und gibt sich als gut meinender Berater aus, der immer nur unser Bestes wollte, uns schützen wollte. Wenn wir genau beobachten sehen wir, dass es probiert uns wieder in oder als enttarnte Rolle anzusprechen, indem es auf die dazugehörigen Emotion und Gedanken pocht. Es versucht tatsächlich, uns mit dem gleichen energetischen Köder in die falsche Identität zu tricksen, die wir im reuigen Desidentifikationsprozess eigentlich geopfert haben. Die Reue des Königs durch die Erkenntnis des Natural Laws, und die logisch folgenden freiwillige Unterwerfung unter das göttliche Gesetz hat einen ganz anderen Duft als die schmierige Scham eines reuigen Hundes, der zwar ertappt wurde und sich nun schämt, aber bei der nächsten Chance wieder den Festtagsbraten vom Tisch klauen würde.

Am „Geruch“ erkennen wir den Dieb

An dieser Stelle können wir viel lernen, wenn wir mit dem geistigen Auge schauen und die energetischen Bewegungen in unserem Gefäß studieren und Wetiko, den heimlichen Meister der Tarnung und Täuschung, darin erkennen. Statt uns zu schämenden, statt uns mit der von ihm suggerierten und angebotenen Scham zu identifizieren, können wir kurz laut auflachen, staunen und damit den Angriff parieren und aus unserer erhabenen Position dem ewig Hausierenden die Tür vor der Nase zu schlagen und uns wieder auf die Ziele unserer Traumzeitreise ausrichten, indem wir den Prozess mit dem göttlichen Treibstoff nähren und füttern. Natürlich können wir den Prozess nicht spielen und nur bedingt willentlich einleiten. Aber wenn wir jetzt die unterschiedlichen Gleise erkennen, auf denen sich die unterschiedliche energetische Ladung bewegt, sind wir gewappnet und können die Nase in den Wind halten. Am „Geruch“ erkennen den Dieb. Wir können dem faszinierenden Prozess der Identifikation mit einem separierten Selbst zusehen und damit vom Großmeister Wetiko lernen, wie es in uns und durch uns funktioniert und arbeitet. Es zeigt dem wahrhaft Sehenden den grundlegenden Mechanismus der Entkopplung des wahrnehmenden Bewusstseins vom wahren, zentrierten Selbst und den Versuch der Anbindung an ein peripheres, separiertes Selbst durch Fehlidentifikation. Übrig bleibt ein neu gewonnenes Gefühl der Freiheit, der Beweglichkeit und inneren Flexibilität, sowie das Gefühl der Zentriertheit.

Das schwächste Glied entscheidet über die Stärke der Kette

Die Erkenntnis wird erst aus dem Verständnis und der Erlösung der inneren Konstellation geboren. Wer auf der Traumzeitreise erkennt, was er anderen Wesen, und damit sich selbst im Spiegel der Außenwelt angetan hat und weiter antut oder, dass er aus welchen Gründen auch immer, darauf beharrte den inneren Thron nicht zu besteigen, zu bocken, sich zu widersetzen und die innere Machtposition nicht einzunehmen, versteht die innere Dynamik und erlöst die widerstreitende und aufhaltende oder unterdrückende Energie. Der wahre König beugt sein Haupt, damit sein Herz die Lehre empfangen kann. Er buckelt nicht, er beugt sich demütig und freudig dem Gesetz, weil er weiß, jeder Widerstand ist zwecklos, verlängert das Theater und verzerrt das Leben hin zum Bösen.

Reue ist dann eine ganz feine Energie, für die man sich auch in der Gruppe nicht schämt, weil man ihren Duft und ihre Signatur zu schätzen weiß. Wir alle machen Fehler und aus diesen zu lernen, zeugt von Stärke. Hilfreiche Reue kann uns dabei helfen, die Lektion gut zu verankern. Diese Reue ist initialisiert von Dankbarkeit darüber, (kurz) aus der Verblendung erwacht zu sein und dem tiefen Verständnis der co-kreativen Mittäterschaft am Bösen und dem Leiden in dieser Welt. Reue motiviert uns den endlich sichtbaren vormals blinden Fleck nie wieder unsichtbar werden zu lassen, indem wir das „blinde Vieh“, das man war, bloßstellt und für alle anderen auch sichtbar macht, damit diese davon lernen können. Dieser Prozess in der alchemistischen Gruppe wirkt wie Schmiedekunst, die die Glieder einer Kette zusammenschweißt, denn jedes Glied erkennt in sich die gleiche Wertigkeit eines jeden anderen Gliedes und, dass erst die Kette die gewünschte Funktion erfüllt. Sieht ein Glied der Kette, dass das andere genauso ist wie es selbst, realisieren wir unser wahres Selbst, erkennen uns oder eben dieses selbe heilige Selbst im Anderen, erkennen wir unsere innere Verbundenheit, die erst für sehenden Augen offensichtlich wird.

Es ist dasselbe Wesen, das aus unterschiedlichen Äuglein heraus die Welt betrachtet und darauf wartet und hofft sich im anderen endlich wiederzuerkennen.

Der nahe Feind

Hinweis: Alle auf meinen Seiten veröffentlichten Texte wurden von mir verfasst, sofern nicht explizit auf eine externe Quelle verwiesen wurde und haben keinen Anspruch auf umfassende Darstellung. Sie enthalten lediglich meine persönliche Meinung zu den dargestellten Themen. Alle vorgestellten Methoden beruhen auf naturheilkundlicher Erfahrungsmedizin und haben keinerlei Anspruch auf wissenschaftliche Korrektheit. Ich weise ausdrücklich darauf hin, dass sich die schulmedizinische Lehrmeinung von meinen Darstellungen unterscheiden kann!

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