Jemanden anschwärzen vs. einen schwarzen Peter sehen?

schwarzer Peter

Schwärze ich jemanden an, ist ein mir unbewusster schwarzer Peter durch mich am Werk und projiziert sich in die Welt, damit ich ihn endlich sehe und ihm (und mir) die Möglichkeit gebe, ihn zu erlösen und zu integrieren, also von der Abspaltung zu befreien. Sehe ich hingegen einen echten schwarzen Peter (Schattenaspekt) im anderen, wird dieser schwarze Peter alles daransetzen, meinen eigenen schwarzen Peter zu aktivieren, zu involvieren, zu intrigieren und zu triggern.

Jemanden anschwärzen vs. einen schwarzen Peter sehen?

Wenn ich jemanden anschwärze, gebe ich ihm mehr Schwärze, als er tatsächlich hat. Sehe ich jedoch einen schwarzen Peter in ihm – womit ich einen Schattenaspekt meine – kann meine Wahrnehmung, ungetrübt von eigenen Projektionen, etwas erfassen, das wirklich da ist. Problematisch sind Zwischenzustände, die bei unbewussten Menschen zu Wetikos nervigem Wunden-Ping-Pong führen.

Die Rolle der Projektion

Dies ist eine enorm wichtige Differenzierung in der potenziellen Genese von Wetiko. Schwärze ich jemanden an, ist ein mir unbewusster schwarzer Peter durch mich am Werk und projiziert sich in die Welt, damit ich ihn endlich sehe und ihm (und mir) die Möglichkeit gebe, ihn zu erlösen und zu integrieren, also von der Abspaltung zu befreien. Sehe ich hingegen einen echten schwarzen Peter (Schattenaspekt) im anderen, wird dieser schwarze Peter alles daransetzen, meinen eigenen schwarzen Peter zu aktivieren, zu involvieren, zu intrigieren und zu triggern.

Gesetz: Wann immer du einen schwarzen Peter im anderen siehst, wird Wetiko in dir aktiviert!

Es gibt nur einen Rudi Völler

Das bedeutet nicht zwingend, dass man bereits darauf hereingefallen ist, aber der Teufel bittet zum Tanz, und es ist entscheidend, wer die Führung übernimmt. Der (fremde) schwarze Peter kennt meinen schwarzen Peter besser als ich selbst, denn es handelt sich um ein einziges Wesen, dessen “Körper” verteilt oder stückweise in allen Menschen existiert. Wetiko ist ein kollektives Phänomen. Es gibt nicht “sein” Wetiko und “mein” Wetiko – es gibt nur ein Wetiko (so wie es nur einen Rudi Völler gibt :-).

Das Gleichnis vom Elefanten und den Blinden

Um dies besser zu verstehen, hilft uns das Gleichnis vom Elefanten und den Blinden:

Es waren einmal sechs blinde Männer, die zum ersten Mal in ihrem Leben einen Elefanten berührten. Jeder von ihnen ertastete einen anderen Körperteil und zog daraus seine eigene Schlussfolgerung:

  • Der erste Mann berührte den Bauch des Elefanten und sagte: “Ein Elefant ist wie eine Wand.”
  • Der zweite Mann fühlte den Stoßzahn und sagte: “Ein Elefant ist wie ein Speer.”
  • Der dritte Mann tastete den Rüssel und sagte: “Ein Elefant ist wie eine Schlange.”
  • Der vierte Mann legte seine Hand ans Bein und sagte: “Ein Elefant ist wie ein Baum.”
  • Der fünfte Mann berührte das Ohr und sagte: “Ein Elefant ist wie ein großer Fächer.”
  • Der sechste Mann hielt den Schwanz und sagte: “Ein Elefant ist wie ein Seil.”

 

Da jeder nur einen Teil des Elefanten ertastet hatte, begannen sie zu streiten, weil jeder glaubte, die Wahrheit erkannt zu haben. Diese Geschichte zeigt, dass Menschen oft nur einen Teil der Realität erfassen und aufgrund begrenzter Informationen zu unterschiedlichen Schlüssen kommen.

schwarzer Peter

Wetiko als kollektives Phänomen

Wetiko ist in unserem Fall der Elefant. Es existiert grenzüberschreitend in unserem Bewusstsein und ist somit ein kollektives Phänomen. Jeder von uns kennt persönlich nur einen bestimmten Teil von ihm, weil es nicht vollständig in einen Einzelnen passt – es sei denn, wir erforschen es bewusst und lernen seine gesamte Gestalt und energetische Struktur kennen. Dies entspricht symbolisch dem Abstieg in die Unterwelt, der Heldenreise, der schamanischen Krankheit, der Begegnung mit dem kollektiven Bösen.

Die Wahrnehmung von Wetiko schulen

Der Elefant erscheint uns individuell je nach Mindset, Konditionierung, Traumatisierung und Wahrnehmungskonfiguration. Wie ein Drogenspürhund können wir uns auf bekannte energetische Signaturen oder “Gerüche” trainieren. Werden jedoch uns unbekannte “Drogen” geschmuggelt, schlägt der Spürhund nicht an – und Wetiko bleibt verborgen. Eine wesentliche Eigenschaft Wetikos ist seine Fähigkeit zur Gestaltwandlung. Wir müssen daher unsere Wahrnehmung schulen und unsere “energetische Wünschelrute” entwickeln, um den Stallgeruch des Elefanten und seine gesamte energetische Signatur mehr und mehr zu erfassen. Dafür benötigen wir die geballte Power unserer Wahrnehmung (Denken + Fühlen + Intuition + Empfinden). Einseitigkeiten versetzen uns in Schieflage, wie ein angeschlagenes Boot.

Die Bedeutung der Gruppenwahrnehmung

In einer Gruppe, die Wetiko fangen will, ist die Schulung und Mitteilung der Wahrnehmung essenziell. Wir profitieren von mehreren Blickwinkeln auf Wetiko und können dadurch erfahren, wie sich der Elefant aus diesen unterschiedlichen Perspektiven verändert, wenn es zu Triggern, Beutezügen oder sonstigen Attacken kommt. Das ist enorm hilfreich, da es das Verständnis der unbewussten, miteinander kommunizierenden blinden Flecken und Wunden erweitert. Traumatisch bedingte Reiz-Reaktions-Ketten, die wilde Projektionen erzeugen, werden so für beide Konfliktpartner sichtbar und verständlich. Die gemeinsame Jagd schweißt die Gefährten zusammen. Der andere wird dann klarer und leichter zu verstehen, wenn er nicht mit Wetiko verwechselt wird.

Hindernisse auf dem Weg zur Erkenntnis

Der Prozess kann jedoch nicht mehr funktionieren, wenn an entscheidenden Gabelungen des Pfades ein Gefährte Wetiko nicht sehen kann oder will, sich und es damit verleugnet und psychopathologische Strukturen die Entwicklung blockieren. Gerade die Cluster-B-Störungen (antisoziale Persönlichkeitsstörung, Borderline, histrionische Persönlichkeitsstörung, narzisstische Persönlichkeitsstörung) neigen oft dazu, ihre Störung zu verleugnen oder nicht als Problem wahrzunehmen, insbesondere im Vergleich zu Menschen mit anderen psychischen Erkrankungen. Dann wird Wetiko fuchsteufelswild und beginnt in der Gruppe zu wüten.

“Wetiko ist nicht nur eine psychische Blindheit, es ist eine Blindheit, die glaubt, sie könne sehen. Und nicht nur das: Sie glaubt sogar, dass die Menschen, die klar sehen, davon betroffen sind, während sie selbst davon völlig verblendet sind.” Paul Levy aus den Wetiko Interviews

Mulitperspektivisches Sehen

Wetiko sichtbar machen, das Unbewussste beleuchten, ist der wesentliche Schritt zu Heilung. Es ereitert die Wahrnehmung ungemein, wenn wir lernen multiperspektivisch zu sehen, was man in einem anderen Bezugssystem auch schamanisches Schauen nennen kann. Wir können das mit anderen im alchemistischen Kessel üben und individuell, indem wir empathische Wahrnehmungen, die o.g. Wünschelrute schulen. Dies erreichen wir, wenn wir indem wir unsere einseitigen Wahrnehmungsgewohnheiten (Denken + Fühlen + Intuition + Empfinden) ausgleichen.

Fazit

Ich möchte dazu motivieren, Wetiko keinesfalls frühzeitig als bekannt abzuschreiben. Wer glaubt, Wetiko bereits ausreichend erkannt zu haben, dabei jedoch sein Wissen auf einem individuellen, begrenzten Blickwinkel limitiert, läuft Gefahr, davon überrumpelt zu werden. Wer hingegen beginnt die Projektionen und Gegenprojektionen zu erkennen und dabei über die traumartige Natur der Realität stolpert, ist auf einer sehr heißen Spur, dass sich der Schleier lüftet und etwas Gold aus dem alchemistischen Transformationsprozess abfällt.

„Wer nach außen schaut, träumt; wer nach innen schaut, erwacht.“ C.G. Jung

„Wenn du etwas objektivierst, träumst du. Wenn du jedoch langsam zu diesem Prozess (der kreativen Wahrnehmung) erwachst – erkennst Du, wie Du die Illusion dauerhafter, wahrhaftig existierender Phänomene erschaffst – und bist du auf dem Weg, die Dinge so zu sehen, wie sie sind, zur Erleuchtung. Die Betonung liegt hier auf der Entdeckung des Prozesses, durch den wir uns selbst täuschen.“ Paul Levy

Hinweis: Alle auf meinen Seiten veröffentlichten Texte wurden von mir verfasst, sofern nicht explizit auf eine externe Quelle verwiesen wurde und haben keinen Anspruch auf umfassende Darstellung. Sie enthalten lediglich meine persönliche Meinung zu den dargestellten Themen. Alle vorgestellten Methoden beruhen auf naturheilkundlicher Erfahrungsmedizin und haben keinerlei Anspruch auf wissenschaftliche Korrektheit. Ich weise ausdrücklich darauf hin, dass sich die schulmedizinische Lehrmeinung von meinen Darstellungen unterscheiden kann!

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