Echte Verwundbarkeit/Verletzlichkeit vs Wundologie
Die Verwundbarkeit oder Verletztlichkeit von der ich of als benötigte Tugend für den alchemistischen Kessel, also die “Im Traum erwachen-Gruppen” spreche, bedeutet nicht du sollst ewig lange in deinem stinkenden infektiösen Eiter baden und damit auf andere schmeißen, sondern du sollst verdammt noch mal erhobenen Hauptes dein Kreuz tragen und sagen “Ich gehe hier nicht weg!” aus meiner Mitte, meinem Selbst, meinem Mandala. “Keinen Schritt lasse ich mich mehr erpressen vom Widersacher”. Ich bin so bereit den Schmerz zu tragen, den Preis zu bezahlen, weil ich aus tiefstem Herzen und Erfahrung weiß, dass der Widersacher auch nur mit Wasser kocht, mir Angst machen will und mich testet und ich das bin, was davon unberührt bleibt. Der Verführer ist mit allen Wassern gewaschen. Wir auch oder sogar gesalbt.
Gandhi, der Buddha und natürlich Christus verkörperten, was ich meine. Das Verweilen im Heiligen oder in der Wahrheit ist der pfadlose Pfad zum Selbst. Man ist nicht nur in guten Händen, auch in guter Gesellschaft!
Die Wunde als Portal
Die Wunde hat für den Schamanen eine besondere Bedeutung. Sie steht symbolisch für den Infektionsweg von Wetiko in unsere Psyche. Die Wunde ist zunächst, also zu Beginn der Reise, die Schwachstelle im Glaubenssystem des Selbst- und Weltbildes, durch die der Reisende attackiert und verletzt wird. Wetiko steht synonym für den Prozess der folgenden Traumatisierung, der inneren Abspaltung, der Dissoziation und der folgenden Neurose/Psychose. Am Ende der Reise ist die Wunde ein gesichertes Portal ins Unbewusste und kann vom Reisenden genutzt werden.
Wundologie
Es geht keinesfalls darum eine spirituelle „Wundologie“ (nach Carolin Myss) zu kultivieren und das Leiden märtyrerhaft schön zu reden oder gar zu vergöttern. Das wäre der nahe Feind des echten transformativen Prozesses. Die Opfermentalität lauert am alchemistischen Kessel wie die Katze vor dem Mauseloch. Menschen können dann kaum abwarten von ihrer Wunde und ihrer Traumatisierung zu erzählen und erleben im „blank ziehen“ einen Energiegewinn über das Mitgefühl der anderen und auch über ihre extreme Selbstdarstellungsshow.
Unterscheidungsvermögen
Man darf reines Entblößen der Wunde und sichtbar machen von Wetikos Mechanismen nicht mit einem zur Schau stellen und Kultivierung der Wunde verwechseln, auch wenn das beim Auflösen der verzerrten Form immer mit dazu gehört und sich kaum vermeiden lässt. Es ist wichtig im Prozess die Energien fein säuberlich voneinander zu trennen und unterscheiden zu lernen. Schulung des Unterscheidungsvermögens ist eines der wesentlichen Hauptfächer in der Traumzeitkriegerschmiede.
Sekundärer Krankheitswert
Besonders „spirituelle“ Kreise neigen gerne dazu sich in ihrer Verletzlichkeit zeigen zu wollen und verwechseln das dann leicht damit, sich in ihrem Leiden zu suhlen, statt es wirklich zu nutzen und zu transformieren. Sie gewinnen soviel sekundären Krankheitswert über die Wunde, das sie ihnen wichtig wird, aber wieder mal wichtig für die unerlösten Bedürfnisse des Egos, statt ausschließlich für die Geburt des verwundeten Heilers in die Welt.
Durchmarsch oder Schlammschlacht
Die Verwickelungen, Verzerrungen und Verdrehungen sind so oft verzwickt, dass Wetiko uns an diesen Stellen das Pfades einiges abverlangt. Der Anspruch braucht hier nicht zu sein, dass man ewig lange Verstrickungen direkt auflöst und fortan immun gegen das alte Muster ist. Vielmehr beginnt eine Rückgewinnung des Portals, die oftmals mehr einem Tauziehen oder einem Pendelschwingen gleicht, statt einem glorreichen Durchmarsch des siegenden Königs. Das ist fein!
Egoäquivalent oder reiner Archetyp?
Das separierte Selbst wird alle Impulse, die das Universum zum Erwachen an das wahre Selbst sendet, versuchen abzufangen, umzulenken und für sich zu nutzen. Statt der reinen Energie des Archetyps des Erwachens oder des verwundeten Heilers zu dienen, leitet das Ego klammheimlich einen Teil der Energie in den nahen Feind des Prozesses um, das Egoäquivalent des verwundeten Heilers, also eine Instanz im Inneren, die auch durch die Verletzung und das Leiden profitiert, aber an ihrer Identität und dem damit verbundenen Leiden festhalten möchte.
Diese Instanz kennen wir unter dem spirituellen Ego, das auch Schamane werden möchte und deswegen auch ganz viele Schamanen Ausbildungen und Seminare besucht. Die eigentliche Ausbildung des Schamanen erfolgt im Inneren. Das Ausbildungsinstitut ist das Universum, Wetiko der Leiter und Lehrer und die Schamanen-Krankheit zeichnet sich dadurch aus, dass sie kein anderer Schamane heilen kann, außer der Adept selbst, indem er den Archetypus des verwundeten Heilers durch sich in die Welt gebärt.
Audimax der Krieger-Schmiede
Die Wunde ist das Audimax, der HotSpot der Alchemie und Schamanen-Ausbildung. Hier lernt der Adept wie der Energietransfer funktioniert, hier sieht und studiert er den Meisterlehrer Wetiko, wie er sich verkleidet, tarnt und den Adepten mit allen Wassern wäscht, bis das Grüne hinter den Ohren verschwindet und aus dem Greenhorn ein authentisches Gefäß für das wahre Selbst geworden ist.
Die Energie, die das Universum in das Gefäß füllen wird, ist so heiß, brennend und feurig, dass das alchemistische Gefäß die Ladung auch aushalten muss. Die Traumzeitkrieger-Schmiede dient dem Adepten über die Attacken Wetikos die relevanten Schwachstellen zu erkennen und zu überwinden. Die Wunde dient nicht der spirituellen Wundologie und Verherrlichung des alten Traumas; es gilt vielmehr die Kontrolle über das Portal zu gewinnen und sie als Eingang in die Unterwelt, ins Unbewusste zu nutzen.
„Wir müssen lernen, unsere Neurose nicht einfach loszuwerden, sondern sie zu tragen und zu ertragen, in sie hineinzugehen, damit sie ihren tieferen Sinn offenbaren kann. Unsere Neurose lehrt uns etwas über uns selbst, das wir offensichtlich auf keine andere Weise lernen konnten. Der Versuch, sie loszuwerden, ohne ihre tiefere Bedeutung aufzudecken, ist vergleichbar mit dem Versuch, ein Fieber zu bekämpfen, in dem Glauben, dass es das schädliche Agens ist, anstatt zu erkennen, dass das Fieber ein Ausdruck des Heilungsprozesses ist, der im Gange ist. Die Neurose ist der Versuch der Natur, uns zu heilen. Wir halten die Neurose so leicht für wertlos, aber in ihr ist in verborgener Form das alchemistische Gold enthalten, das wir nirgendwo anders finden können. Die Neurose ist ein Versuch der selbstregulierenden Natur der Psyche, das gesamte psychische System wieder ins Gleichgewicht zu bringen, ähnlich wie unsere nächtlichen Träume eine Einseitigkeit im Träumenden kompensieren.“ Paul Levy – Undreaming Wetiko