Nur ein neuer Name für ein altbekanntes Phänomen
In allen Kulturen zu allen Zeiten versuchten weise, ja sehende Menschen, auf ein für sie offensichtliches Phänomen hinzuweisen, welches aber für den Großteil ihrer Artgenossen unsichtbar und mysteriös blieb. Carl Gustav Jung, der große Doktor der Seele nannte es „totalitäre Psychose“. Wilhelm Reich, dessen Bücher noch in den 60er Jahren in den USA verbrannt wurden, sprach von der „emotionalen Pest“ und Eckart Tolle, der heute fast zum Mainstream gehört, wies zu Beginn seiner Arbeit auf den „Schmerzkörper“ hin und deutet heute offen auf einen Geistesvirus hin, das den Menschen infiziert hat und eigentliche Ursache für sein schädliches Verhalten ist.
Was ist Wetiko?
Die indigenen Stämme der Ostküste nannten die europäischen Invasoren Wetikos. Das Wort für Wetiko, windigo oder weendigo, scheint von ween dagoh abgeleitet worden zu sein, was “nur für sich selbst” bedeutet, oder von weenin igooh, was “Übermaß” bedeutet. Nach den Überlieferungen der amerikanischen Ureinwohner kann das Wetiko-Monster nur Menschen erbeuten, die wie es selbst, dem Exzess gefrönt haben. Die Neigung der Menschen zum Exzess macht sie anfällig für die Besessenheit durch Wetiko und ihre Verwandlung in einen Wetiko. Sie erkannten, dass deren Verhalten von einer geisterhaften Kraft beeinflusst wird, welche nicht dem natürlichen Verhalten von gesunden Lebewesen entspricht. Die Europäer waren besessen von einem vernichtenden Geist, der das Leben negiert und jeglichem indigenen Verhaltenscodex widersprach. Wir würden es fremdbestimmt, dämonisch besessen oder besetzt nennen. Leider ist dieses Verhalten heute so in unsere westliche Gesellschaft integriert, dass wir nicht mehr in der Lage sind, es überhaupt, als fremd oder sogar krank zu erkennen. Kriege, Ausbeutung, Totalitarismus oder moderne Sklaverei werden uns als notwendige Übel verkauft, Beutezüge im Namen der Freiheit, als Verteidigung westlicher Werte.
Wetiko ist im Kern eine psychische Blindheit
Die Betroffenen erkennen ihre eigene Infektion nicht, glauben es gäbe die Erkrankung nicht, und halten sich, obwohl hochgradig infektiös, für frei oder sogar geheilt davon. Das macht das Geistesvirus so virulent und ansteckend: Die Infizierten meinen, es zu kennen und überwunden zu haben, während sie völlig blind sind für das Wuchern und Wüten der psychischen Seuche in ihrem Inneren. Schlimmer noch, glauben sogar die hochgradig Infizierten „sehender“ zu sein, als die nicht Betroffenen oder weniger Infizierten.
Wer ist diese „Ich“ wirklich?
Ein von Wetiko heimgesuchter Mensch hat sich von sich selbst, und damit seinem göttlich wahren Kern abgespalten und identifiziert sich überwiegend als traumabasiertes, separiertes Selbst mit dem Verstand und seiner Geschichte. Nicht selten glaubt er, Wahrheit erkannt zu haben, wobei er unwissentlich Opfer seines aufgeblähten Verstandes und dessen Neigungen, seinen unerkannten Schatten in die Welt zu projizieren, geworden ist. Bei schwer Infizierten wird der gesamte Geist umgedreht und oft im Namen des Guten, des Göttlichen und der Liebe innerlich gegen den Wirt und nach Außen gegen das gesamte Leben selbst gerichtet. Der psychologische Mechanismus der Schattenprojektion ist ein wesentliches Merkmal der infizierten Psyche: Das (eigene) Böse wird dabei im Anderen gesehen und angegriffen. Der Grad der Verdrehung ist bei fortgeschrittener Infektion so hoch, dass das toxische Verhalten für gutgläubige, naive und traumatisierte Opfer dieses Benehmens häufig unerkannt und getarnt bleibt, weil es zusätzlich auf mysteriöse Art, im Sinne einer Täter-Opfer-Umkehrung gesellschaftlich geschützt wird oder unter „normal“ durchgeht:
“Wenn ein Mensch seinen eigenen Schmerz nicht erleben darf und kann, weil er dazu angehalten wurde, ihn als schwach abzutun, wird er ihn in anderen Lebewesen suchen müssen. Ein solcher Mensch wird andere erniedrigen, quälen oder verstümmeln, um des eigenen verdrängten und verneinten Schmerzes habhaft zu werden. Zugleich wird er dieses Tun leugnen, um seine eigene seelische Verstümmelung zu verbergen. Diese Verleugnung aber macht aus Opfern Täter, und sie führt ferner dazu, dass wir alle bis zu einem gewissen Grad Schwierigkeiten haben, Opfer und Täter zu unterscheiden: Die Opfer werden als Täter und die Täter werden als Opfer gesehen. Diese Verwechslung ist charakteristisch für unsere Kultur.”
Arno Gruen- Der Verlust des Mitgefühls
Vom Opfer zum Täter
Wetiko kommt durch die entstehende „Lücke“ der frustrierten empathischen Wahrnehmung in den frühkindlichen Geist gekrochen. Das unüberwindbare Unverständnis über die verletzenden Aktionen einer kalten Schutzperson, öffnet der geistigen Verdrehung Wetikos die Tür und lässt die hungrige Bestie in das frische Gehirn. Dort beginnt sie zu „fleischen“ und infiziert das unschuldige Wesen mit toxischen Memen, die dazu führen, dass aus Opfern Täter (oder Töter) werden. So viele Menschen haben den Kontakt zu sich selbst verloren,und bemerken dadurch nicht ansatzweise, wie das Virus des Bösen einen zentralen Schalter der Wahrnehmung unter seine Kontrolle gebracht hat. Oberschlau und mit erkaltetem Herz manipulieren die Führer ihre Schäfchen, die alle mehr oder weniger das gleiche Trauma in ihrer Erziehung erlitten haben und derartiges Verhalten nicht nur immer noch als normal tolerieren, sondern es sogar auf gewisse Weise zu brauchen scheinen. Besonders in der sogenannten spirituellen Szene hausieren die größten Betrüger und die fürchterlichsten Narzissten und Psychopathen (sog. full-blown-Wetikos nach Paul Levy), die ihren Followern die wildesten Lügen für teures Geld verkaufen. Statt Halt im Inneren, bekommen sie New-Age-Quatsch im Außen serviert. Was glaubt man nicht alles, um sich zu beruhigen und unbewusst dabei alte vererbte Muster der Ersttäter zu bedienen? Im Wesen des Traumas liegt ein Wiederholungszwang, der, durch die unbewussten Projektionen des Geistes, das unverarbeitete Material hinter der Linse, vor die Linse der Wahrnehmung projiziert, so dass sich der Beobachter alles wieder und wieder ganz genau anschauen kann, bis er es leid ist und verändert.
„Man wird nicht dadurch erleuchtet, dass man sich Lichtgestalten vorstellt, sondern durch Bewusstmachung der Dunkelheit.“ C.G. Jung
Wetiko hat keine eigenständige Existenz
Nun ist Wetiko kein eigenständiges Wesen, welches außerhalb unseres Geistes, also ohne uns existieren könnte. Vielmehr lebt und existiert es ausschließlich durch unsere kreative Schöpferkraft, mit der wir es aus dem Geist in die Welt materialisieren. Sind wir auf der Suche nach Wetiko, so stolpern wir dabei folgerichtig über die Gesetze der Realitätsentstehung, die der Buddha vor ungefähr 2600 Jahren schon formulierte und die Wetiko sehr geschickt in uns, durch uns oder als uns verkleidet nutzt. Buddhas Lehrrede, die sich über insgesamt 423 Lehrsätze erstreckt, beginnt so:
„Den Dingen geht der Geist voran; der Geist entscheidet:
Kommt aus getrübtem Geist dein Wort und dein Betragen.
So folgt dir Unheil, wie dem Zugtier folgt der Wagen.“
Wetikos Doppelrolle
Allein in der Rolle des Widersachers werden wir Wetiko aber nicht gerecht. Was auf den ersten Blick aussieht wie die pure „emotionale Pest“ oder „totalitäre Psychose“, offenbart erst bei genauerer Betrachtung sein heilsames Potential, welches darin besteht, uns zu Überwindern dessen zu entwickeln und spirituelle Antikörper gegen das Geistesvirus zu produzieren und so immun gegen sein eingeflüstertes Leiden zu werden. Sein Leiden ist das neurotische Leiden eines fehlidentifizierten separierten Selbst, welches Wetikos Agenda und Propaganda der Abtrennung vom Göttlichen geglaubt hat, und nun an dieser nicht heilen wollenden Wunde leidet. Ein großes Leiden, welches selbstverursacht ist, beinhaltet auch großes Potential der Heilung und Überwindung eben dieses Leidens. Was W. Reich als „Christusmord“ bezeichnete, nämlich die unbewusste Unterdrückung der natürlichen Bedürfnisse und Ausdrücke aus dem wahren Kern, kann, erkannt und geheilt, zur Wiedergeburt dieser Christuskraft in und durch uns führen. Wer Wetiko überwindet, aktiviert in sich, und damit automatisch auch im kollektiven Unbewussten, den Archetypus des verwundeten Heilers, der Christus am Kreuz schon vor 2000 Jahren individuell inspirierte. Wie der Dalai Lama sagte, ist die Rückkehr des Erleuchtungsgeistes Boddhicitta (analog zum Christusbewusstsein) diesmal eine kollektive Erscheinung, die durch die Gemeinschaft (Sangha) verkörpert wird. Wer Wetiko enttarnt, erkennt sich selbst und findet damit Möglichkeiten durch die Wunde schamanisch in die Unterwelt zu reisen, um dort Licht zu verbreiten. Wetiko ist somit unser Trainingspartner, unsere Aufwachhilfe und hat wichtige Botschaften für uns.
Der Erwachte
Wie der Buddha, was übersetzt „der Erwachte“ bedeutet, erkannte, entsteht dieses Leiden ausschließlich und primär im Geist und wirkt sich dann über unsere kreative imaginative Schöpferkraft und die projektiven Tendenzen des Geistes auf unseren Wahrnehmungsprozess der Realität aus. Seit der Entdeckung der Quantenphysik, vor mehr als hundert Jahren wissen wir, es gibt kein unabhängig von uns existierendes Universum da draußen. Der Akt der Beobachtung ist kreativ, was uns der Doppelspaltversuch bewiesen hat. Die Auswirkungen dessen auf unseren Alltag werden aber von den meisten bis heute nicht ansatzweise verstanden. Quantenphysik hat bewiesen, dass die objektivste aller Wissenschaften, die Physik nicht und niemals objektiv sein kann, weil das Weltbild einer objektiven Realität veraltet ist und schlicht und ergreifend nicht existiert. Bis dahin hat sich die Realität, gemäß den Gesetzen der Quantenphysik so verhalten, als wäre sie objektiv und unabhängig von uns selbst, weil wir sie nur so sehen wollten. Die Physik hat unabsichtlich Bewusstsein entdeckt und kommt mit dem Realitätsschock bis heute nicht zurecht. Was sie nicht messen kann, möchte sie gerne weiter ignorieren und als irreal deklassifizieren. Der Akt des Beobachtens entscheidet letztendlich, welche von unendlich vielen Wahrscheinlichkeiten sich aus dem Quantenfeld der Möglichkeiten materialisieren wird. Das heißt nicht, dass wir alleinige Schöpfer der Realität und für alles verantwortlich sind, was uns gern in der toxischen New-Age-Religion erzählt wird, sondern vielmehr haben wir, besonders als Kollektiv, Einfluss auf die allgemeine Realität und individuell zumindest Hoheitsanspruch auf die Interpretation und Deutung unserer Erfahrungen: Je mehr Menschen Wetiko in sich keinen Refugium mehr bieten, umso kleiner wird sein Lebensraum im Kollektiv und umso größer wird sich automatisch seine Gegenkraft in uns materialisieren: Der kosmische Christus oder verwundete Heilerarchetypus.
Wetiko im Fahrersitz
Der Budda hat also, in seinem großen, mehrere Tage andauernden Konflikt gegen den Endgegner Mara, („der Versucher“) erkannt, dass diese Erscheinung nur in seinem Geist existiert, und wenn er ihr nicht mehr als die notwendige Aufmerksamkeit schenkt, um sie in ihrer Tiefe zu enttarnen und dadurch zu entmachten und zu entwurzeln, sie kein Leiden ohne seine aktive Mittäterschaft produzieren kann. Was den Buddha zum Erwachten machte, war die Entschleierung von Maras Wirkprinzipien, woraus er die Lehre des „bedingten Entstehens“ formulierte und seine – und damit die eines jeden Menschen – wichtige Rolle im kreativen Entstehungsprozess der eigenen Realität verstehen und einnehmen konnte. Wir müssen Wetiko nur wieder vom Steuer verdrängen und die kollektive Psychose, die wir hier traumatisch ausleben, findet nach Jahrhunderten der Belagerung ein Ende.
Vom Bösen lernen
Mara und Wetiko, zwei kulturell unterschiedliche Namen für das gleiche Phänomen, können unsere Lehrmeister werden, die uns zeigen, wie wir bewusster am kreativen Realitätsentstehungsmechanismus teilhaben und mitwirken können. Indem wir sie aus der Gleichung raus nehmen und ihre eingeschlichen Fehler durch Mitgefühl und Identifikation mit dem wahren Selbst austauschen, werden wir wirklich optimistische und hoffnungsvolle Menschen und unterliegen nicht länger Wetikos Attacken über subtile Einflüsterungen („der schleichenden Einflüsterer“ Koran Sure 114,4). Wir werden immun gegen seine Versuchungen über den Geist und fallen nicht mehr (so oft) unbewusst in die Opferrolle eines separierten Selbst, welches seine Schattenprojektion für unabwendbares und objektiv von außen eintretendes Schicksal hält:
„Bis Sie das Unbewusste bewusst machen, wird es Ihr Leben lenken und Sie werden es Schicksal nennen.“ — Carl Gustav Jung
Wetiko heilen
Jeder Mensch, der den Pfad des Erwachens eingeschlagen hat, ist Wetiko in vielen seiner gestaltwandlerischen Aspekten begegnet. Als Hüter der Schwelle (zum Selbst) probiert er dem Krieger mit allen Mitteln den Wind aus den Segeln zu nehmen und ihn zu Umkehr zu bewegen. Wer Wetiko entblößt, erkennt automatisch sich selbst dahinter als wahre kreative Instanz. Das natürliche Kräfteverhältnis im Inneren wird wieder hergestellt, der meuternde Verstand wird wieder zum braven Diener und die mystischen immanenten Qualitäten des wahren Selbst, wie Frieden, Stille, Weite und Glückseligkeit haben den notwendigen Raum, sich durch uns in die Welt zu gebären. Wir sind es, die mit jedem Gedanken, Gefühl und jeder Handlung entscheiden, in welche Richtung wir den Zusammenbruch der quantendynamischen Wahrscheinlichkeitsgleichung drängen. Für mich ist ein kollektives Aufwachen und eine Massenverkörperung des Erleuchtungsgeistes mittlerweile nicht nur im Rahemn der Wahrscheinlichkeiten, sondern sichtbar. In den “Im Traum Erwachen”-Gruppen erleben wir beindruckende Synchronizitäten und magische kollektive Prozesse.
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Ich schreibe über seine Erfahrungen in einem Tagebuchähnöichen Format auf Telegram und biete Menschen dort Erfahrungen im Rahmen einer kostenlosen „alchemistischen Gruppe“ an, die wie ein Kessel wirkt, indem Wetiko aus dem Kollektiv ausgefällt und so sichtbar gemacht wird. Das ist oft er auf den zweiten Blick amüsant.